REISE ZUM MOND
Baron von Münchhausen hatte gleich mehrere höchst bemerkenswerte Begegnungen mit dem Mond, wie es nur einem Mann seines Kalibers zustehen konnte.
Beim ersten Mal stieg er, ganz ohne Rakete, an einer Bohnenranke oder mithilfe einer silbernen Axt zum Mond empor – je nach Version. Doch damit nicht genug: Bei einer späteren Expedition, die von einem reichen Verwandten geplant wurde, hob ein mächtiger Orkan ihr Schiff mehrere tausend Meilen in die Höhe und trug sie, auf wundersame Weise, sechs Wochen lang durch die Lüfte, bis sie schließlich auf dem Mond landeten.
Dort entdeckte der Baron ein Reich voller Wunder: Riesige Mondmenschen, die auf dreiköpfigen Geiern ritten und mit Rettichen und Pilzen Krieg gegen die Sonne führten – eine Auseinandersetzung, die der Baron mit höflichem Desinteresse ausschlug. Die Mondbewohner, auch »kochende Geschöpfe« genannt, wuchsen in nussgroßen Früchten an Bäumen heran, trugen ihre Köpfe unterm Arm, verstauten ihr Hab und Gut im Bauch und nahmen ihre Augen bei Bedarf heraus. Essen mussten sie nur einmal im Monat, und starben sie, so lösten sie sich einfach in Rauch auf.
Auch begegnete er reisenden Händlern vom Hundsstern – bullige Kreaturen mit Augen unter der Nase, die beim Schlafen mit der Zunge bedeckt wurden.All dies erzählte der Baron mit der ihm eigenen Mischung aus Überzeugung, Charme und unerschütterlichem Wahrheitsanspruch.
Denn, so pflegte er zu sagen: Wer an seinen Geschichten zweifle, möge selbst zum Mond reisen – und ihm danach ehrfurchtsvoll Abbitte leisten.












